Ol Doinyo Lengai

19. Januar 2014
Reise zum Ol Doinyo Lengai – dem heiligen Berg der Maasai
Mambo jaman, habari zenu – Ahoi Freunde, wie geht’s euch?

So Freunde, es ist mal wieder Zeit für einen kleinen Bericht. Wir schreiben ja nun schon das Jahr 2014, ich hoffe ihr seid alle gut reingeruscht und gesund und munter. Ich selbst bin aufm Weg nach Rwanda, gucke mir unterwegs ein bisschen was von diesem schönen und großen Land an und sitze jetzt gerade in einem einfachen 'Gesti' in Kigoma – direkt am Tanganyika-See. Davon wird ein anderes Mal die Rede sein, heute erzähl ich euch von einer Wochenendtour, die noch im letzten Jahr stattgefunden hat.

Ziel war, wie oben schon erwähnt, der Ol Doinyo Lengai – das ist Maasai-Sprache und bedeutet soviel wie 'der Berg Gottes'. Mit von der Partie waren Binde Binde, Mika und Tim. Binde Binde arbeitet bei Mobisol und ist ein super liebenswerter langer Lulatsch, den man einfach gern haben muss. Mika kommt aus der Gegend vom Ol Doinyo, ist selber Maasai und arbeitet als Gärtner im Mobisol-Haus, während er gleichzeitig sein Studium über die Flora und Fauna Tanzanias durchzieht. Und den Tim, den kennt ihr ja schon. Das ist der, der so viel für Mobisol auf die Beine gestellt hat, immer nen lustigen Spruch auf Lager hat und leider erstmal wieder in Aachen ist. Es war gar nicht klar, dass er mitkommt, es ging ihm in dieser Woche nämlich sehr schlecht, keiner weiß so richtig, was es war, aber ich bin froh, dass er sich trotzdem entschieden hat, mitzukommen.

Los ging es an einem Samstag morgen. Wir haben uns früh getroffen, alles nötige – darunter Hängematten, Wasser und Mokitonetze eingepackt, ein letztes Moped organisiert und waren gegen 10.00 Uhr unterwegs. Alle bis auf Mika sind mittlerweile gute Mopedfahrer, Mika sollte es während dieser Fahrt auf die harte Tour lernen – nu kann er's :).

Der Ol Doinyo liegt etwa 250km nordwestlich von Arusha mitten durchs Maasai Land, der Lake Natron liegt gleich um die Ecke. Der Weg führte uns über die Monduli-Moutains, mit wunderschöner Aussicht auf die vor uns liegende Steppe. Leider hat uns hier das erste Mal starker Platzregen erwischt – es sollte nicht das letzte Mal sein. Eigentlich war noch nicht Regenzeit, aber an diesem Wochenende war irgendwie der Wurm drin. Es war gar nicht so schlimm klitschnass zu werden, das Problem war, was der Regen aus den Pisten gemacht hatte. Die Straße war teilweise über 100e von Metern gar nicht mehr zu sehen, wir kamen nur sehr langsam voran, die Motorräder zum Teil bis zur Hälfte unter Wasser, schon hart an der Grenze. Gerade für Mika, der eben erst gelernt hatte halbwegs zu fahren gar nicht einfach, aber er schlug sich gut durch. Der Großteil des Tages war höchst wechselhaft, immer wieder Regen, dazwischen mal Sonne, genug um die Klamotten zu trocknen, bis es von neuem anfing.

Wir kamen durch einige Täler, Steppe, vorbei an großen Bergmassiven, und durch 2 kleine abgelegene Dörfer – wo wir immerhin nachtanken konnten. Gegen abend wollten wir ein Dorf am Ol Doinyo erreicht haben. Es wurde allerdings immer später, die Sonne sank tiefer und die Konzentration ließ merklich nach. Mika hatte immer mehr Probleme mit dem Moped, ist oft gefallen und wir konnten nur versuchen, Geduld zu haben und ihm Ratschläge zu geben. Oft musste er seine Maschine wieder aufstellen – das hat sicher Kraft gekostet. Haben uns dort oft gefragt, ob es eine gute Idee war ihn mitzunehmen, die Tour war eigentlich zu anspruchsvoll. Wir kamen nur langsam voran, mittlerweile wars dunkel, von einem Dorf nicht die Spur. Keiner kannte sich gut aus, selbst Mika, der in der Gegend aufgewachsen ist wusste nicht so recht wo lang und die paar Leute, die wir noch trafen, halfen uns zwar wieder eine größere Straße zu finden, aber von einem Dorf wussten auch sie nichts. Es war stockduster, wir fuhren mittlerweile nur noch 20-30kmh, das Gelände war schwierig und Mika konnte einem nur leid tun, wenn er nicht mit der Maschine zurechtkam und an den einfachsten Stellen hinfiel und dann das schwere Ding wieder hochstemmen musste.

Irgendwann gegen 23.00 Uhr hatten wir die Nase voll, kein Licht war in Sicht, wir waren hungrig und müde. Ich sah im dunkeln einen geeigneten Baum für 4 Leute, wir beschlossen hier zu bleiben. Wir hatten drei Hängematten die schnell samt Moskitonetzen aufgehängt waren. Es gab ein Toast- Schmelzkäse-Marmeladen-Wasser Abendbrot – für lange Geschichten waren alle zu müde, schnell gingen wir schlafen. Tim und ich haben uns ne Hängematte geteilt. Für mich wars ok, Tim war eher froh als die andren am nächsten Morgen schon aufstanden und er noch etwas alleine dösen konnte. Ich hatte fast vergessen, dass er angeschlagen war – gejammert hatta nich :) ….

Ein Schlauch wurde noch schnell geflickt, der zweite bisher, es sollte auch der letzte bleiben. Dann gings weiter. Mit neuen Kräften fuhrs sich schon viel besser, Mika war wie ausgewechselt und hatte glaub ich endlich Spass am fahrn und siehe da, das gesuchte Dorf – es heißt übrigens Engare Sero - war gar nicht so weit. Im Dorf angekommen fanden wir ein gemütliches kleines Gesti mit zwei Zimmer für uns, ließen uns Chapati und Chai schmecken und ruhten uns ein wenig aus, bevor wir uns zu Fuß den Lake Natron anguckten.

Dieser See liegt ganz im Norden, ein Teil gehört schon zu Kenya. Er ist stark alkalisch – also sodahaltig, es gibt in ihm keine Fische, dafür aber unzählige Flamingos, denen das bis zu 40°C heisse Wasser nichts auszumachen scheint. Um den See ist es unglaublich heiß, der Boden besteht aus Vulkanasche – der Ol Doinyo ist der letzte noch aktive Vulkan in dieser Gegend.

Der Spaziergang war wunderschön, eine erstaunliche Gegend. Anstrengend war es allerdings auch, uns steckte noch der Vortag in den Knochen. Eigentlich wollten wir den Ol Doinyo besteigen, doch innerlich war ich mir gar nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee war. Von weitem sieht er sehr schön aus der Berg – ein perfekter Kegel – doch man sah schon, dass es recht steil war und nach dem, was die Leute erzählten auch nicht einfach. Tim schied aufgrund seiner Krankheit aus und auch Mika entschied sich dagegen, gleich nach der Bergtour sollte es zurück nach Arusha gehen und ich glaube er hatte immer noch ziemlichen Respekt vor der Fahrt. Ich war auch schon drauf und dran es gut sein zu lassen, aber Binde Binde hatte sich so drauf gefreut und überredete mich schließlich doch, es wenigstens zu probieren. Er war unglaublich flink bei der Sache, holte noch Wasser und Kekse, er wollte unbedingt hoch. Also gut – noch 3 Stunden aufs Ohr gelegt, um 23.00 Uhr holte uns ein Guide ab, zu Sonnenaufgang wollten wir oben sein.

Was nun folgte kommt mir mittlerweile wie ein komischer Traum vor, eine sehr merkwürdige Nacht. Zusammen mit dem Guide fuhren wir auf den Mopeds etwa eine halbe Stunde an den Fuss des Berges. Dabei goss es wieder in Strömen, am Startpunkt angekommen waren wir schon völlig durchnässt. Dort trafen wir auf drei weitere Bergsteiger – Leute aus München. Wir warteten im Auto noch das Schlimmste ab, dann stiefelten wir los. Die erste Stunde ging alles noch gut, der Weg war breit und nicht allzu steil. Allerdings war es stockfinster, weder Mond noch Sterne halfen uns, alles war dicht bewölkt und es nieselte noch immer. Eine der drei Münchnerinnen hatte schon hier Probleme mit ihrem Knöchel, kurz darauf musste sie umkehren – ein schlechtes Omen....

Ab hier wurde es unglaublich steil. Ich weiss nicht mehr wie lange wir uns nach oben gekämpft haben, 4-5 Stunden waren es bestimmt. Wir krochen mehr auf allen Vieren, versuchten in dem Vulkanstaub und -matsch irgendwie halt zu bekommen, fluchten wenn wir wieder ein Stück runterrutschten, sahen stundenlang nur den Schein unserer Taschenlampen, machten immer wieder Pause um etwas zu trinken, aber sofort wird einem kalt da oben, pitschnass, mitten in der Nacht, also lieber weiter. Binde und ich teilten uns einen Rucksack, keine gute Idee, zwei kleine sind besser, denn ab einem gewissen Punkt will ihn keiner mehr nehmen. Es war auf jeden Fall die anstrengendste Besteigung, die ich je gemacht habe. Geflucht habe ich innerlich auch noch nie so viel :) …. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte der Guide Bedenken weiterzugehen. Es regnete noch immer, es war glatt und recht kalt, es waren immer 2-3 Stunden zum Gipfel und wir waren schon spät dran. Wirklich sicher kam mir die ganze Sache schon lange nicht mehr vor. Ich war fix und fertig, ich glaube Binde Binde gings nicht besser und im Hinterkopf hatten wir noch die lange Rücktour, wieder Piste, gleich nachdem wir vom Berg kämen würde es weitergehn. Ojeeee :) … Kurz und gut, wir hatten nichts dagegen umzukehren, nur der eine Münchener – sicher ein geübter Bergsteiger – hätte gern noch weitergemacht, der Rest war glaube ich froh.

Also zurück – noch immer bei völliger Dunkelheit, rutschend, schlitternd, aufm Hintern, irgendwie. Wir brauchten wieder eine gefühlte Ewigkeit, langsam dämmerte es, erste erstaunlich tiefe Schluchten und Risse tauchten links und rechts vom Weg auf – meine Fresse – gut das wir das nicht vorher wussten. Je heller es wurde umso weniger regnete es, irgendwann hörte es ganz auf. Ich freute mich so auf ein Zigarette. Nach unseren schlechten Erfahrung mit Feuerzeugen auf dem Meru (ab 3000m is Schluss, da gehnse einfach nich mehr) hatte ich mich diesmal für Streichhölzer entschieden. Warn aber dummerweise auch völlig durchnässt – also nix mit rauchen. Wieder geflucht....

Irgendwann haben wir wieder das flachere Stück erreicht, das Auto war ganz klein von weitem erkennbar. Jetzt gings besser. Endlich angekommen hab ich mir erstmal den Zigarettenanzünder des Autos geschnappt – man, das tat gut. Alle waren ziemlich fertig – watne Tour. Naja, waren zwar nicht oben, aber nen Erlebnis wars trotzdem. Binde will es unbedingt nochmal probiern, können wir machen, dann aber besser vorbereitet – mit mehr Zeit, trockenen Streichhölzern, bei Vollmond :).

Sobald wir wieder auf den Mopeds saßen war die Welt wieder in Ordnung, machten schon wieder Witze, filmten uns gegenseitig und knatterten zurück ins Dorf.
Dort angekommen waren Tim und Mika schon wach, wir gingen erstmal ne Stunde schlafen. Die beiden waren so lieb schon etwas zu trinken und Chapatis zu besorgen. Lecker. Tim hat sogar noch Benzin von ein paar Touris geschnorrt – das war in dem Dorf nämlich grad alle, super Aktion!

Nun also zurück. Da es die ganze Zeit geregnet hatte wollten wir nicht wieder in die Richtung aus der wir kamen, zu schwierig, wir hatten die überfluteten Pisten noch gut in Erinnerung. Stattdessen auf der Hauptpiste etwa 110km nach Mto wa Mbu, mitten durch das Rift-Valley, dort auf den geteerten Highway und nochmal 110km nach Arusha. Die Rücktour war unglaublich schön. Die Piste war größtenteils gut zu befahrn, Mika kam gut zurecht und unterwegs haben wir 1000de von Zebras, Eseln und Gnus gesehen. Es hat viel Spaß gemacht, immer noch goss es kurz in Strömen und war dann wieder schw.....heiss, aber mittlerweile machte es uns nichts mehr aus. In Mto wa Mbu noch nen Chipsi reingepfiffen und nen Bierchen getrunken, von dort war es nur noch stur geradeaus fahren und nach Arusha rollen. Angekommen sind wir wieder in strömendem Regen, halb Arusha stand unter Wasser – das hab ich dort noch nie gesehen. Zu Hause die nassen Sachen runtergepellt, warm geduscht und dann hart gechillt.

Jo, so war das. Super anstrengend und unglaublich schön. Ich bin sehr froh das alle heil angekommen sind und Mika nicht verzweifelt ist – ne Einsteigertour war das nicht. Irgendwann probieren wir es noch mal, Binde Binde wird schon nicht lockerlassen. Daumen hoch für Tim, der trotz Krankheit dabei und ohne den es nicht dasselbe gewesen wäre.
Hat mir riesigen Spass gemacht und ich werde mich lange dran erinnern, danke Binde Binde, Mika und Tim.

So war das. Das nächste Mal erzähl ich euch was ich hier auf der Reise so zu sehen kriege, für heute reichts. Drück und Grüße alle herzlich und schließe mit Kwa heri ya kuonana – Auf gut Glück bis zum Wiedersehen. Machts gut - Tibor

Als hättense nie was andres gemacht
Is dat schön hier
Mit Strauße mit bei
Wat sachtn dein Navi?
Weiß mit schwarzen Streifen oder schwarz mit weißen Streifen?
Maasai-Dude
Mika - da lachta wieda
Chilln im Gesti
Da ham sich 2 gefunden
Flamingos im Natron
Lauter Esel
Lauter Esel + 1
Mika traditionell, mitm Ol Doinyo
Also Lachen is anders
Jetzt nicht schlapp machen
Binde Binde
Der Morgen danach
Der Ol Doinyo - mit Maasai Boma
Witziges Team

andrea schreibt

nur gut dass ich davon erst jetzt erfahre :) oh ha respekt an euch alle!!! nö nö nö brauchst mir nicht bescheid geben, wann ihr zur 2.tour startet, ich les lieber deinen reisebericht ok?!
drückerlis und danke für die tollen zeilen und fotos
mamutschka

Susi schreibt

Was für ein Erlebnis, war ja ein richtiger Krimi!
Schön das es euch gut geht! Wir frieren hier gerade und es liegt auch ein bischen Schnee. Ich vermisse Afrika soooo. Passt immer schön auf euch auf. Liebe Grüße von Susi

Franzyyyy schreibt

Danke das wir teilhaben durften. Getauscht hätte ich trotzdem nicht gerne. Aber wer das eine will und so blablabla (-;
Fehlst hier .... Genieße die letzen Tage der 29ziger (-;

r. muddi schreibt

mann, mann, mann, mann :o)
puh haa so.
gott sei dank gesund.
nichts für meine schwachen nerven…
habt ihr wieder eine erfahrung gesammelt…
passt auf euch auf,
euch gibt's nur einmal...