Safari ya jumamosi

30. Juni 2013
Samstagsausflug
So, nun meldet sich auch mal der Schreibfaule.

Erst einmal vielen Dank für Eure so lieben und ausführlichen Kommentare. Man ist immer wieder ein Stück zuhause bei Euch, wenn man sie entdeckt. Danke!

Wir hatten ja erwähnt, dass es als nächstes zwei Einträge geben wird. Einen von Tibor aus Kenia, und einen von mir, dem in Arusha verweilenden.

Nach wie vor gehts uns beiden gut. Habe gerade mit Tibor telefoniert. Der sitzt mitten in der Masai Mara und hat alle Hände voll zu tun. Aber ein Ende ist in Sicht und wir erwarten ihn ab Dienstag wieder in Arusha. Details von ihm später. Da gibts bestimmt noch so einige spannende Geschichten, die ich selbst alle noch nicht kenne.

Auch in Arusha bleibt es arbeitsreich. Macht aber nach wie vor ne Menge Spaß, sind ein tolles Team und reißen ordentlich was. Nun war aber erstmal Wochenende. So habe ich mir gedacht, ich mache mal einen kleinen Ausflug ins Blaue. Von dem will ich Euch nun erzählen.

Die Straße nach Süden hat mich schon immer gereizt. Als wir ihr das letzte Mal folgten, tat sich vor uns plötzlich eine große, wunderschöne Schlucht auf. Unten plätscherte der Fluss, der scheinbar seit Anbeginn der Zeit an dieser Erdspalte arbeitet. Nur leider war das eine Sackgasse, eine Brücke gab es nicht. So drehten wir wieder um in Richtung Arusha, es war eh schon recht spät. Für den nächsten Anlauf hatte ich mich ein bisschen besser vorbereitet, Google Maps sei dank. Wenn man an der richtigen Stelle abbiegt entkommt man der Sackgasse und kommt auf die Fernverkehrsstraße, die auch Richtung Dodoma (Tanzanias Hauptstadt - Ja, es ist nicht Dar es Salaam!) führt. Auf der Karte hatte ich gesehen, dass die Straße auch den Fluss wieder kreuzt. Bis dahin wollte ich fahren und mal auf der Brücke stehen.

Gesagt, getan. Die laut Google Maps recht große Straße, die ja schließlich auch zur Hauptstadt führt, entpuppte sich als Piste. Naja, wozu hat man denn eine Enduro Maschine... Irgendwie war die Brücke recht schnell erreicht, keine Schlucht, der Fluss fließt hier fast zur ebenen Erde, diverser Plastemüll schlingt sich kunstvoll um die Brückenpfeiler. Hmmmmm. Ein schattiges Plätzchen unter einem Baum war dennoch schnell gefunden, Mobilfunk gab es auch, so konnte ich noch mal auf die digitale Karte schauen. Wenn man der Straße weiter folgt, dann ist der nächste verzeichnete Ort Naberera. Mit einem Mittagessen als Ziel fuhr ich also weiter. Piste, Piste, Piste. Kleine Hügel ermöglichten einem immer wieder einen wunderschönen Blick in die weite Savannenlandschaft. Man versteht, wie die Masai darauf kamen die nahe gelegene Serengeti zu nennen wie sie heißt - "das endlose Land". Im nächsten kleinen Dorf fand ich einen Kiosk am Rande der Piste. Als ich mir ein Soda (Brause) kaufte fragten mich die im Schatten Lümmelnden wo ich denn hin wolle. Da ich den Namen meines Zielortes schon wieder vergessen hatte, entgegnete ich nur "safari tu" - "einfach nur reisen", irgendwie stimmte das ja auch. Verständnislos schüttelten die Jungs den Kopf, erkundigten sich noch, ob ich denn auch genug Benzin hätte und entließen mich mit dem allgegenwärtigen "Pole!" - "Tut mir leid" (ein "Pole" passt eigentlich immer, wenn jemand was tut, getan hat, oder tun wird). Piste, Piste, Piste, irgendwie schön, einfach nur den Sand unter sich vorbeisausen zu sehen, immer dem Horizont entgegen. Entspannung pur, wenn auch anstrengend, da man andauernd auf der Hut vor weichem Sand und Schlaglöchern sein muss. Es zog sich. Naberera nicht in Sicht. Immer wieder traf ich auf vereinzelte Masai die mir jedoch versicherten: "moja kwa moja" - "immer geradeaus". Nach Stunden waren zusehens mehr Leute unterwegs - mein Ziel konnte nicht mehr weit sein. Als ich mal wieder warten musste, da eine Kuhherde die Straße passierte, stand ein viel zu langer Masai Typ neben mir und starrte mich an. Auch auf ein "Habari?" - "Wie gehts?" hin brachte er keinen Mucks heraus. Als ich ihm ein "Lifti" (also ihn mitzunehmen) anbot, sagte er zwar auch nix, nahm das Angebot aber an und setzte sich mit seinem roten Röckchen aufs Mopped. Ich glaube das einzige Gespräch was wir führten bestand aus einem "barra barra mbaya" - "Schlechte Straße" meinerseits und einem "Eeeeeeeeh" - "Ja" seinerseits. Plötzlich stand ein liegengeblieber Laster auf der Spur. Als wir langsam vorbeifuhren, sprang ein Typ hervor und rief "Lifti, Lifti". Eh ich mich versah saß er nun auch noch hinten mit drauf. Damit war das "Mishkake" vollständig. (Mishkake nennt man es, wenn zu viele Leute auf einem Mopped fahren, gleichzeitig beschreibt es aber auch eine Art Schaschlikspieß... von der Sache her ja recht ähnlich). Die letzten Kilometer bis Naberera vergingen dann recht schnell, der schweigsame Masai schmiegte sich nun noch enger an mich und dahinter baumelte irgendwo auch noch der vermeintliche Lasterfahrer rum. In Naberera setzte ich die beiden ab. Der Masai schwieg, nickte kurz und verschwand, der Lasterfahrer erkundigte sich noch, was ich denn jetzt vorhabe. Ich hatte Hunger. Kein Problem, gleich um die Ecke gäbe es Mittag, er begleite mich. Er lotste mich also durch das Dorf. Es gab zwar nicht das Chipsi Mayai (Omlett mit Pommes) von dem ich die letzten Stunden geträumt hatte, aber super leckeren Tee mit Gebäck. Auch gut. Nun stellte sich heraus, dass der Typ mit dem kaputten Laster total besoffen war. Wie genau sein Pegel und der Zustand seines Fahrzeuges zusammenhingen werde ich wohl nie erfahren. Mein Kiswahili reichte leider nicht aus um das zu erfragen. Nett und höflich war er jedenfalls trotzdem, bezahlte mir sogar das Essen. Ich lauschte noch ein wenig den Backstreet Boys Liedern, die durchs Dorf hallten, besorgte mir Benzin (gabs in Eimern) und eine Masaidecke (es wurde doch immer wieder recht frisch unterwegs) beim Tante Emma Laden um die Ecke und machte mich wieder auf den Weg zurück. Schließlich hatte ich bis hier 150km hinter mich gebracht. Vor Sonnenuntergang musste ich Arusha wieder erreichen. Die Piste im Dunkeln wäre eine Strapaze. Der nächste Typ, den ich mitnahm, war super freundlich, freute sich tierisch die 50km bis zu seiner Farm auf meinem Rücksitz bewähltigen zu können, lud mich sogar noch zu sich ein. Da die Sonne schon tief stand lehnte ich dankend ab. Schade. Wäre sicher auch echt spannend gewesen. Kurz vor Arusha hab ich mich dann tatsächlich irgendwie noch verfahren. Als ich durch ein Dorf fuhr, welches ich definitiv noch nie gesehen hatte, hielt ich an einer belebten Stelle an um nach dem Weg nach Arusha zu fragen. Eh ich mich versah, saß eine Mama auf meinem Mopped, wir hätten den gleichen Weg. Mit im Wind wehender Masaidecke sausten wir das letzte Stück Richtung Arusha. Als ich dann quasi Zuhause feststellte, dass mein Scheinwerfer ausgefallen war, war doch heil froh die Strecke vor Einbruch der Dunkelheit geschafft zu haben.

Heut hat das Mopped nun die vorschriftsmäßige 1000km Wartung bekommen. Nur fällt mir gerade ein, dass ich den Scheinwerfer vergessen habe... Naja, "kesho" - "morgen".

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen guten Start in die Woche. Bei uns gehts morgen auch wieder in alter Frische los.

Lieben Gruß, auch von Tibor,
Robert

Unten dran ist noch ein kleines Video, im Hintergrund das Lied, das mir die ganze Fahrt über im Kopf rumsauste. Leider sind die Bilder sehr verwackelt, ich muss die Motorad-Kamera-Halterung noch optimieren, irgendwie schwingungsentkoppeln...

martin schreibt

hallo robert, habe deinen bericht, video und song grad eingeatmet. Das hat mir sehr gut gefallen. Du guckst auf den Bildern so ernst ich denke mal nichts besonderes sondern weil selbst fotografiert. Ich wünsche euch auch weiterhin sehr viel Spaß und ab und zu auch mal eine Verschnaufpause in der sicher oft arbeitsreichen Zeit. Liebe Grüße dein Onkelchen martin

Muddi schreibt

Das war ja ein toller Ausflug. Gut das du heile wieder zurück bist. War ein bisschen staubig wa? Tja so lernt man Land und Leute kennen. Danke für den Bericht. Ich fahre morgen nur nach Stralsund. Aber wird wohl auch schön und arbeitsreich. Wir hoffen bei uns kehrt ab nächste Woche der Sommer zurück. Heute haben wir den ganzen Tag Kirschen aus Martins Garten gegessen ;0) Lecker!!! Gukvmuv

Franzy schreibt

mahahahahaha geile story und interessant das du backstreet boys lieder erkennst .... ich hätte mir auf dieser tour hier und da bestimmt mal ins röckchen gemacht ....
das video ist allerdings sehr witzig (bis auf die tote kuh) ich hatte gänsehaut... könntest du ein wenig freundlicher in die kamera schauen ?
bei uns ist soweit alles tutti, sind wieder gesund und diese woche wird der marcus rund hihihi
ich drücke euch aus der ferne...

kramoi schreibt

Hehe... so stell ich mir einen interessanten Trip vor! Viel rumkommen, unterschiedliche Leute treffen, ein zwei brenzliche Situationen mit GMV (Gemeinem Menschenverstand) und etwas Glück meistern und am Ende der Familie und Freunden ne begeisternde Story als Bild malen. Das Video zusammen mit deinem Ohrwurm unterstreicht das recht gut. Ich bin mir sicher, das waren nicht die Back Street Boys. Dir ist nur keine andere Boygroup eingefallen. ;)
PS Beim nächsten Eigenportrait denk einfach an den Ohrwurm. :)

Mot schreibt

Moin Moin ihr beiden,

So nach länger Abstinenz will ich mich jetzt auch einmal zu Wort melden.
Das klingt doch nach einem wirklich schönen und ereignisreichen Ausflug. Vor allem musiktechnisch bist Du da ja genau richtig.
Deine Hautfarbe sieht auf den Bildern erinnert mich auch stark an letztes Jahr :D

Ansonsten vergnüge ich mich hier mit meinen Prüfungen (am Freitag gibt's IT Recht, juchhe) und den noch ausstehenden Projektarbeiten. Ich arbeite aber daran, euch das bald möglichst selbst zu erzählen, Details folgen!

Also bleib sauber
Dein Alphatier

PS: probier's doch mal mit ner Aufhängung aus Drahtseilen, damit das mit der Kamera nicht so ruckelt... Aber euch wird schon was einfallen!

Anni schreibt

:) der schaschlik-vergleich is super! so ein hübsches kopfkino