Adventseintrag

2. Dezember 2008
Fast puenktlich zum ersten Advent ein Abschiedsbericht aus dem schoenen Kolumbien
So liebe Leser,

als erstes moechten wir uns fuer die lieben Adventsgruesse bedanken und euch zurueckschicken. Um ehrlich zu sein haben wirs ein bisschen verschwitzt, und leider koennen wir die Schuld nicht mal den Kolumbianern in die Schuhe schieben, denn die geben sich hier alle Muehe um etwas Weihnachtsstimmung zu verbreiten. In vielen Haeusern sieht man mittlerweile geschmueckte Baeume, Geschaefte bieten den gewohnten Glitzerkram feil und es taucht nun oefter die Frage auf, was wir denn zu Weihnachten machen wuerden. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir dieses Jahr wohl in Equador feiern, mehr koennen wir dann meist auch nicht antworten. Und eben weil dieses nun wahrscheinlich unser letzter Tag im so unerwartet schoenen Kolumbien ist und weil gestern 1. Advent war gibt es nun einen Extra-Eintrag, in dem wir ein bisschen allgemeiner unseren Kolumbieneindruck kundtun wollen:
Also erstmal ist Kolumbien gross. Etwa so gross, dass zwei Deutschlands reinpassen wuerden. Und deswegen kann man sich hier auch sehr lange aufhalten.
Es ist naemlich ausserdem auch sehr verschieden. Manchmal sehr hoch und kalt, manchmal tief und tropisch. Oft irgendwo dazwischen.
Und ueberall reden die Menschen dann etwas anders. An der Kueste so schnell, dass nicht mal die anderen Kolumbianer hinterherkommen, oben auf den Bergen wiederum naturgemaess recht gemaechlich. Es gibt die verschiedensten Dialekte, aber mit unserem astreinen Bilderbuchspanisch haben wir uns noch ueberall Gehoer verschafft.
So gibt es hier also quasi alle Klimazonen und damit auch allerlei Fruechte, Gemuese, Pflanzen, Fisch und Vieh, kleines und grosses. Man findet Zuckerrohr, Bohnen, Reis und alles was das Herz begehrt. Nur komisch, dass dann so oft dasselbe auf dem Teller landet. Fast jeden Tag wird hier Reis gegessen, meist zusammen mit Fisch oder Fleisch, Salat ( oft bestehend aus Zwiebeln mit etwas Tomaten..:)..) und Patacones - Kochbananen. Zuvor gibts noch ne Suppe. Ist also immer sehr reichhaltig und gesund, dafuer unter Umstaenden etwas eintoenig. Da fehlt selbst so unbegnadeten Koechen wie uns mal ein Herd.
Aber wer stoert sich schon an so nichtigen Dingen, wenn es soviel lustiges hier zu beobachten gibt. Am Rande seien nur die waghalsigen elektrischen Kontruktionen bemerkt, diese waren uns gleich einen eigenen Eintrag wert, samt exklusiver Bilder fuer unsere treuen Leser.
Zum schiessen ist zum Beispiel die unverbesserliche Macho-Einstellung der Kolumbianer, die hier nicht verschwiegen werden soll. Am schlimmsten an der Kueste zu boebachten ist es nichtsdestotrotz ein landes-, vielleicht laenderuebergreifendes Phaenomen. Mann zieht sich ab 10 Uhr morgens gern mit ein paar Freunden an einen ruhigen Platz zurueck, das erste Bierchen ist dann nicht mehr weit. Ist Mann Fischer besteigt er bevorzugt seinen Kahn und rudert um drei Klippen, um dann erstmal ein Nickerchen im Schatten zu machen. Und auch der Bauer findet garantiert einen kuschligen Schattenplatz auf seiner Weide.
Frau hingegen ahnt nichts und kuemmert sich unentwegt um die zahlreichen Kinder, kocht uns vorbeifahrenden Reisenden ein anstaendiges Mittagessen und findet nebenbei noch Zeit fuer Haus, Waesche und Hof. Und wenn Mann dann Abends mit drei Fischen oder fuenf Eiern wiederkommt ist alles blitzeblank und er kann sich ganz in Ruhe ums Tuning seines geliebten Auto oder Mopeds kuemmern. Gern schraubt er sich dann buntblinkende Rueckleuchten ran, Bremslichter werden bevorzugt blau oder grell schillernd verwendet, auch Racingaufkleber und Unterbodenbeleuchtung sind weit verbreitet. Gewaschen wird das Schmuckstueck einmal pro Tag, 'also das moechte schon sein, wie sieht denn das sonst aus'...:)....Macht ja auch Spass, in einem Land wo eigentlich alles geht was Raeder hat, und der Wachtmeister besseres zu tun hat als sich auch noch um die Verkehrssicherheit zu sorgen. Aber wehe wehe man parkt in Manizales falsch, ja, das natuerlich geht man gar nicht, da find sich noch nen Abschleppwagen, da kennen sie nichts. Naja, will nicht wieder jammern, aber Junge Junge....:)...
Wenn Mann dann schon so ein schoenes Waegelchen hat kann man es auch zeigen. Und so schleicht Gross und Klein dann gern die Hauptstrasse hoch und runter und laesst sich von den allgegenwaertigen Strassenverkaeufern das Tagesangebot erlaeutern. Das reicht von Essen ueber Plastikschuesseln bis hin zu Haengematten und Sombreros: natuerlich probiert man auch den siebenten Hut noch auf, und wenn man auch die Strasse sperrt. Die 10 Autos hinter einem verstehen's sicher. Und tatsaechlich, sie verstehen's. Mit einer uns unbekannten Geduld ertraegt der Kolumbianer das ohrenbetaeubende Hupen, die schallende (verschiedene) Musik aus jedem Laden oder dass sich das Auto gerade mal wieder genau vor die Einganstuer deines Ladens geschoben hat und du quasi drueberspringen musst um hereinzukommen. Erstaunlich und beneidenswert.
Am Wochenende trifft sich die Jugend gern zum feiern. Bevor es in die Disko geht wird allerdings gern vorgeglueht, bevorzugt am naechsten Spaeti, ist ja guenstiger. Dort kauft man sich ne Flasche Rum (allerdings guten, schlechten gibt's unseres Wissens gar nicht). Die kleinen Plastebecher gibts dazu und schon kanns losgehen. Ist die Flache alle vergeht eine kleine oder auch groessere Weile bis man sich auf einen Club geeinigt hat, da nehmen sie sich nirgends was. Aber dann gehts los, da wird getanzt was das Zeug haelt, viele Paare finden sich auf der Tanzflaeche, das ist schon zu beneiden, da hat Gringo nicht mehr viel zu melden. Und dann ist aber auch wieder gut, laut Gesetz ist um 2Uhr morgens Schluss, manch eine Disko hat sich ne Erlaubnis gekauft und spielt laenger, aber da muss man schon etwas Glueck haben.

Solche Eindruecke und viele mehr haben wir hier gesammelt. Natuerlich ist aber nicht alles so lustig wie es sich hier anhoeren mag. Zur Zeit sind weite Teile des Landes wegen heftigen Regen ueberschwemmt, es werden viele Hilfslieferungen benoetigt und gesammelt. Auch ist gerade sehr viel Geld von Millionen Kolumbianern verschwunden: sie hatten es zu unglaublichen Renditen angelegt, nun ist der Traum geplatzt und das Volk ist stinksauer. Wir haben Demonstrationen und Proteste beobachtet, der Praesident Uribe wird verantwortlich gemacht, im Sueden revoltieren einige Staedte, die Menschen werfen Scheiben ein und verbrennen Motorraeder. Jaja, in einem so grossen Land passiert auch viel. Aus diesem Grund sind wir auch noch hier, durch diese unerwarteten Aufstaende abgeschreckt haben wir unsere Reiseroute etwas geaendert und sind nun wieder auf der Panamericana unterwegs, um dann morgen vormittag ueber die Grenze zu duesen.
So, dies soll fuer den Moment reichen, ihr seht schon, es gibt so vieles bemerkenswertes zu berichten. Da muss man sich schon zuegeln, wenn man erstmal drin ist. Jedenfalls geht mir das so. Wenn euch irgendwas besonders interessiert, seien es zum Beispiel die ueber 60 Indianerstaemme, die Guerilla und Paramilitaers oder das Drogenproblem, wenn man es denn so nennen will :), dann fragt ruhig, doch gibts zu jedem dieser Themen genug zu schreiben so dass es bald einen eigenen Bericht wert ist.
Zum Schluss haengen wir noch wie gewohnt einige Bilder der letzten Tage und Wochen dran.
Wir wuenschen allen eine froehliche und moeglichst stressfreie Vorweihnachtszeit, denkt dran die Geschenke nicht auf den letzten Druecker zu besorgen, das spart Geld und Nerven wie wir wissen. Und wer die Schn..ze voll hat und den Laden einfach hinschmeissen will moege das tun und ist aufgefordert, sich umgehendst in das naechste Reisebuero zu begeben um den naechsten Flug nach Quito zu buchen. Die Rechnung kann man ja dem Weihnachtsmann unterjubeln, und dann ist das, so glauben wir, ne runde Sache.
Viele liebe Gruesse, das naechste Mal melden wir uns dann aus Equador, dem Mittelpunkt der Welt.
Robert und Tibor

Wir ham unser eigenes Niagara
So viel gruen
Gruenblau
Bambus in Huelle und Fuelle
Finde alle Tibors im Bild
Fruchtbarkeit wird hier noch gross geschrieben
5000 Jahre alt und so huebsch wie nie zuvor
Das war frueher alles Koka
80km in 2 Tagen... wat ne Strasse
Hinter den 7 Bergen bei den 7 Indianern...
neue Brille
ein Stueck gegessen - alles vergessen - Borrachero
Ja... auch Maenner moegen Blumen :)
Zu verkaufen: Eigenheim in gruener Lage, nette indianische Nachbarn
Rob mit Puschelse
Laguna La Cocha - naturgewaltig
Weihnachtszeit ist Bastelzeit

Martin schreibt

Morjens,

ist ja 'ne tolle, inhaltsreiche Zusammenfassung von Kolumbien und sicher nur die Spitze des Eisbergs, wenn ich darab denke, was Ihr noch so erzählen könntet, bzw. nach Eurer Rückkehr werdet. Ich wünsche Euch einen unspektakulären Grenzritt, dafür aber um so mehr spannende und interessante Wochen auf Eurer weiteren Reise.
Hier ist graue mitteleuropäische Vorweihnachtszeit mit Temperaturen knapp über Null, viele Wolken dicht an dicht und Regen, der daraus tropft. Da versteht man wie solch Tradition entstanden ist, im Dezember einen Lichterzauber zu entfachen, denn wäre Weihnachten im Juli, wer würde sich schon die Stube mit Kerzen heizen?

Denn auf zum zweiten Advent ... ;-)
Martin

Ricci der Spitze schreibt

Jo man gebt ihr euch ne mühe mit der seite...da bekomm ich voll das schlechte gewissen, wie wenig ich mich damit auseinander setzte. hab eig gedacht das euer enthusiasmus iwann erliegt...naja...ihr scheint immernoch viel spaß zu haben. also von meiner seite aus daher auch liebste grüße und schonmal frohe weihnachten...wer weiß wann ich mal wieder an euch denke...;-)

Papa Rainer schreibt

wiederum tolle Fotos, ein Reisebericht, der gute Laune und neugierig macht auf mehr... und dazu du noch ein schlechts Gewissen ob der eigenen Schreibfaulheit - na ja gaaaans viele Grüße vom (gestressten) Vater an euch beide!

Franzy schreibt

ich hab den tibor gefunden..

Tommy schreibt

Hallo Robert,

ich habe kürzlich auch mal einen Bericht geschrieben:

http://www.lichtenberg47-tt.de/Newscenter/berichtezweiteherren.htm

Viel Spaß beim lesen.

LG
Tommy

muddi schreibt

hallo ihr beiden,
habe soeben gesehen, dass ihr jetzt in equador angekommen seit. also geschafft. auf zu neuen ufern. der text ist ja mal wieder super. danke, viele infos und schon fallen mir auch fragen ein. wartet bis ihr wieder das seit...die bilder sind toll. über die schwarzäugige susanne (so heißt die gelbe rankepflanze) wird susanne sich freuen. die werden bei uns nicht so riesig. ja und der stechapfel den kennen wir ja auch. super, tolle so in freier wildbahn :o) also dann erkundet mal das neue land und die leute. ich wünsche euch wenig regen in der adventzeit. liebe grüße

Cousin Tobias schreibt

Man, man, man...die Seite ist echt super! Wird tausend mal gesagt, aber musste einfach nochmal gesagt sein.
Die letzten Tage wars kalt und eklig nass und der Schnee peitschte einem ins Gesicht. Da wird man bei den Bilder richtig neidisch! =)
Borrachero...was ist das für eine Pflanze? Und wie wirkt sie, würde mich mal interessieren, denn ich habe noch nie etwas davon gehört.^^ Ist diese Pflanze eigentlich in Deutschlad bekannt?
Ihr müsst ja mit der Weile eine menge Kilometer mit euren "Maschinen" zurückgelegt haben...
So viel Trubel seid ihr bestimmt nicht so von Berlin gewohnt oder?

Nach Equador...soso...freu mich schon auf den nächsten Bericht! =)

Liebe Grüße und weiterhin spannende und ereignisreiche Tage